Ein kleines Mädchen hatte im Regen gesungen, ich weiß noch, dass ich mit rasselndem Atem stehen geblieben war.
Sie tänzelte barfuß auf dem kalten, nassen Boden, sprang vorfreudig durch Pfützen.
Und sie hatte nicht aufgehört dieses eine Lied zu singen.
Der Wind spielte unablässig mit dem langen, braunen Haar.
In einem kurzen, blauen Sommerkleid steckte der schmale Körper, ihre Lippen hatten sich lila verfärbt. Das Gesicht war weiß, unnatürlich starr.
Die Kleine würde erfrieren... Sie bemerkte nicht einmal, dass es kalt war.
Dass ihre helle Stimme längst heiser hallte.
Tiefe Schatten lagen unter den ausgehöhlten Augen, die unnatürlich silbrig schimmerten.
Ich wäre dazwischen gegangen, hätte ihr geholfen, aber ich glaubte, es ging ihr gut.
Womöglich war sie dem Wahnsinn verfallen.
Doch es kam mir eher so vor, als klammere sie sich an das letzte Stück, das ihr noch blieb.
Sie lächelte, während sie wie eine Blume schleichend in sich einging.
Ich konnte den Anblick nicht länger ertragen, ging eilig nach Hause.
Am nächsten Morgen war der Platz wie leergefegt. Es regenete nicht mehr.
Ich näherte mich der Stelle, an der sie sich aufgehalten hatte, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte.
Eine tosende Wehe ergriff ein Blatt, ließ es zu mir hinabgleiten. Die Tageszeitung.
Das Mädchen war erfroren. Am gleichen Tag, als ihre Mutter einem Tumor erlag.
Kurz, bevor der Regen aufgehört hatte.